null Inklusion als gemeinsame Aufgabe von Kindertageseinrichtung und Frühförderung

Vortrag an der Interdisziplinären Frühförderstelle Rottal-Inn

 

Zahlreiche Erzieherinnen aus dem gesamten Landkreis Rottal-Inn kamen auf Einladung der Frühförderstelle  zum Vortrag von Dr. Christiane Hofbauer, Fortbildnerin und ehemalige Mitarbeiterin am Lehrstuhl LMU München für Sprachheilpädagogik und am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München

 

Kindertagesstätten und Frühförderung sind enge Netzwerkpartner in der Förderung von Kindern mit (drohender) Behinderung und Entwicklungsproblemen und stellen sich der Aufgabe einer bestmöglichen Unterstützung gemeinsam.

Seit bereits 40 Jahren unterstützt Frühförderung die Kinder in ihrer Lebenswelt. Dies ist zunächst die Familie und immer wichtiger auch die Kindertagesstätte. Eltern wünschen vermehrt die Unterbringung ihrer Kinder im Heimatkindergarten.

So sieht es auch der  Aktionsplan des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration (Hg.,2013) vor:

„Um Kindern mit (drohender) Behinderung eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, soll das Netz der inklusiv arbeitenden Einrichtungen noch enger geknüpft werden.

Ziel ist es, jedem Kind mit Behinderung den Besuch einer wohnortnahen Kindertageseinrichtung zu ermöglichen und es hierbei entsprechend seinen individuellen Bedürfnissen bestmöglich zu fördern"

 

Nach Begrüßung durch die Leiterin der Frühförderstelle, Anneliese Huber, stellte die Referentin die Begriffe der Integration und Inklusion in ihrer Unterschiedlichkeit anschaulich dar.

Auf den ersten Blick scheint sich Inklusion nicht so stark von Integration zu unterscheiden, nach genauerer Betrachtung ergibt sich  aber ein ganz anderes Menschenbild und daraus resultierend ein großer Unterschied in der Umsetzung.

Während sich die Unterstützung bei der Integration an der Behinderung bzw. dem Problem des Kindes orientiert, sollte sie sich bei Inklusion nach den Bedürfnissen des jeweiligen Menschen richten. „Alle Menschen sind unterschiedlich", für alle muss gesorgt werden.

Integration und Inklusion leben von der gegenseitigen Akzeptanz der Unterschiedlichkeiten. Ausgehend von einer akzeptierenden und wertschätzenden Sichtweise profitieren alle Kinder des Umfeldes, lt. verschiedener Studien vor allem in der sprachlichen und sozialen Entwicklung. Indem sie lernen, körperliche, motorische, kognitive, soziale und kulturelle Verschiedenheit nicht als besser oder schlechter, sondern wertfrei als „anders" zu erleben.

 

Die Referentin wies darauf hin, dass Kinderkrippen und Kindertagesstätten immer schon inklusiv gearbeitet hätten, die Besonderheiten der Kinder stellten sich oftmals erst im Laufe der Jahre heraus.

Und dann sei es wichtig, sich die entsprechenden Fachleute zu holen, sich zu vernetzen.

Die Frühförderstelle hat deshalb zusätzlich zur direkten Förderung der Kinder  den „Integrativen Fachdienst für behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder" installiert mit der Möglichkeit, das Personal der Krippen und Kitas gezielt und personenbezogen zu beraten und zu unterstützen. Durch gemeinsame Überlegungen und Zielabstimmungen zum Transfer in den Alltag.

 

In der anschließenden Diskussion gab es durchaus kritische Anmerkungen zu  Grenzen von Integration und Inklusion im Alltag,  die Existenz von Förderzentren habe durchaus weiterhin ihre Berechtigung  und solle den Eltern als gute Wahlmöglichkeit erhalten bleiben.

Einig war man sich auch darin, dass es immer  um das Wohl der einzelnen Kinder gehen muss, indem die Bedingungen für die  soziale Teilhabe geschaffen und gewährleistet werden. Dies geschieht in der konstruktiven Zusammenarbeit  von Kindertagesstätten und Frühförderstellen.

Text: A. Huber, Leiterin Frühförderstelle Rottal-Inn

Foto: von links: Dr. Christiane Hofbauer, Referentin; Anneliese Huber, Leitung Frühförderstelle Rottal-Inn