null Internet, Smartphone & Social Media - Klicksalat® zu Gast im HPZ

Da das Thema „Internet, Smartphone & Social Media" für alle Kinder und Jugendlichen einerseits sehr reizvoll ist, andererseits immer wieder zu Schwierigkeiten und Problemen zu Hause, in der Schule oder Tagesstätte führt, haben wir einen Experten zu diesem Thema eingeladen. Jörg Kabierske ist seit gut 15 Jahren mit seinem Programm Klicksalat® in ganz Deutschland unterwegs und erreichte an fast 1000 Schulen mehr als eine halbe Million Schüler und Erwachsene.

Am Vormittag waren die Schülerinnen und Schüler der St. Rupert Schule zu einem Workshop eingeladen. 

Sehr individuell und nach Interessenlagen ging er im Austausch mit den jungen Menschen folgende auf folgende Themen ein:

• Fotos aus dem Internet darf man nicht ungefragt weiter schicken

• Eigene Fotos sollte man nicht achtlos verschicken. Die Fotos sind wie Vögel – sie können nicht mehr eingefangen werden, wenn sie einmal in die Freiheit entlassen wurden

• Was mache ich, wenn ich peinliche Bilder eines Mitschülers oder einer Mitschülerin sehe? Ich lösche sie, teile es der betroffenen Person mit und stehe ihr bei, bleib mit ihr befreundet, auch wenn diese einen Fehler gemacht hat und achtlos derartige Fotos verschickt hat.

• Auf die Verbreitung und das Zeigen von pornografischem Material an unter 18-jährige lautet die Höchststrafe 1 Jahr Gefängnis.

• Viele der Schüler sind Riesenfans von „Prank-Videos". Hier werden Personen vor laufender Kamera hereingelegt, indem diesen z. B. Unfälle vorgegaukelt werden oder Verletzungen. Aber haben diese „Video-Streiche" unter Umständen zur Folge, dass irgendwann niemand mehr hilft und nur noch lacht, wenn wirklich etwas passiert ist? Möchte man selber ausgelacht werden, falls man sich verletzt?

• Schreibe bei Whatsapp nicht über intensive Gefühle, wie Hass oder Liebe. Nicht jeder Empfänger behält die Gefühle für sich, auch wenn es verboten ist von der Unterhaltung Screenshots zu machen, diese gar herumzuzeigen oder gar zu verschicken.

• Trage keine Streitigkeiten über Messengerdienste o. ä. aus

• Wenn ich von jemandem ein Bild machen und verschicken möchte muss ich die Person erst fragen, ob ich das Bild machen darf und dann erneut, ob ich es auch verschicken darf.

• Wer ist die größte Gefahr im Netz? Jeder selbst, weil achtlos Fotos, Videos & Informationen veröffentlicht werden. Dazu sahen die jungen Menschen einen kurzen Film, in dem ein frisch verliebtes junges Paar an jeder Ecker der Stadt Bilder von sich, aber auch gemeinsam mit Ex-Partnern gesehen hat – einfach alles was so in letzter Zeit achtlos geteilt wurde.

• Immer wieder erhalten Kinder Kettenbriefe die ängstigen. Das ist Cyber-Mobbing. Häufig werden sie von Computern automatisch versandt. Kettenbriefe sollten ähnlich wie „fake news" oder „Nachrichten" von Momo ignoriert und gelöscht werden.

• Ab 14 Jahre ist man strafmündig, zivilrechtlich können auch unter 14-jährige belangt werden, wenn sie sich nicht an das Gesetz halten.

• Innerhalb weniger Augenblicke können ganze Chatverläufe z. B. per E-mail weitergeleitet werden. Auch wenn es nicht erlaubt ist, kann es passieren und spätestens dann sollte man sich die Frage stellen: Was habe ich da geschrieben?

• Deshalb: Mit dem Bildschirm auch das Hirn anschalten und sparsam mit Daten umgehen!

Am Nachmittag kamen die Kinder der Tagesstätte ARCHE Eggenfelden, Pfarrkirchen und Simbach ins HPZ. Die Kinder, überwiegend im Grundschulalter, interessierten andere Themen: 

• Umgang mit Smartwatch? Darf ich im Unterricht jemanden heimlich mithören lassen, indem ich über die Uhr eine Telefonverbindung herstelle? Das darf ich genauso wenig, wie ich eine Sprachaufnahme eines Lehrers oder Mitschülers ungefragt machen darf!

• Der Großteil der Kinder meldete sich, als Herr Kabierske fragte, wer alleine auf YouTube unterwegs ist. Da es ja auch Videos gibt die ein schlechtes Bauchgefühl verursachen folgte die Frage, wie man dieses wieder weg bekommt. Prompt kam die Antwort: Mit einer erwachsenen Person reden, der man vertraut, meist sind das Mama oder Papa oder auch Onkel oder Tante, Oma, Lehrerin oder auch die Betreuerin in der Tagesstätte.

• Ebenso machten die Kinder Bekanntschaft mit dem „Lebenszeitstaubsauger", also alle Apps, mit denen wir wertvolle Lebenszeit verbringen. Auf Platz 1 liegt „Zocken & Spielen" an Konsolen, Handy, Tablet, Computer, etc. An zweiter Stelle liegt Videos-Anschauen auf Netflix, Amazon prime, usw. und Platz drei belegt Whatsapp. Wenn all diese Dinge zu massiv betrieben werden, beginnen sich Appnutzer wie ferngesteuerte Roboter zu benehmen: Sie leiden unter Schlafentzug und können sich nicht mehr auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Deshalb gab der Medienexperte drei Tipps: 1. Gehe ohne Smartphone & Tablet ins Bett, um früher einzuschlafen 2. Besuche deine Freunde ohne ein technisches Gerät und benutze auch dort keines 3. Sag zu Eltern und Geschwistern: „Spiel mit mir!" Manche Kinder gaben an genervt zu sein, dass ihre Eltern so viel Zeit im Internet und am Handy verbringen.

• Mit einem gut wahrnehmbaren Augenzwinkern gab der Regensburger noch ein paar „Tipps", um die Fehleranzahl bei den Hausaufgaben auf ein Maximum zu erhöhen: 1. Schalte Fernseher und Radio während der Hausaufgaben ein 2. Lege Handy und Tablet neben deine Schularbeiten auf den Schreibtisch 3. Spiele zwischendurch immer wieder mit der Konsole

• Gib keine Telefonnummer, Adresse und Name im Internet weiter. Denn dadurch ist es möglich, dass jemand Fremder dir Telefonstreiche spielt, wenn ein Freund – eigentlich ist er dann kein Freund – deine Nummer dort angibt.

• Mache den Internetführerschein unter www.internet-abc.de

• Verwendet Suchmaschinen wie www.blinde-kuh.de , diese Seite ist frei von Werbung und Gewalt

• www.klick-tipps.net sollte jedes Kind kennen, hier findet es viele gute Websites für Kinder.

Für die Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heilpädagogischen Zentrums folgte am Abend ein Vortrag. Herr Kabierske erachtete, nach den beiden Schülerworkshops, folgende Themen für wichtig:

• Wir ziehen uns videosüchtige junge Menschen heran, da sehr viele von ihnen Netflix, Amazon prime, youtube usw. „konsumieren"! Das Leitmedium ist bei den Schulkindern das Smartphone. Es ist notwendig sich Gedanken zu machen, wie wir den Kindern einen vernünftigen Umgang mit dem Internet erlernen. Dazu braucht es zwei Dinge. Reden und Vorbild sein.

• Die BLIKK-Studie ergab, dass in den Vorsorgeuntersuchungen der Säuglinge vermehrt Ess- und Einschlafstörungen festgestellt wurden, wenn die Mutter während der Betreuung des Säuglings mit einem Smartphone beschäftigt war. Kinder verlernen z. B. das Wahrnehmen von Mimik und Gestik. Die falsche bzw. fehlende Interpretation von Körpersprache ist Hauptauslöser und führt zu Mißverständnisse und Konflikte in Klassenchats.

• Bei Kindern zwischen dem 2. Und 6. Lebensjahr wurde vermehrt motorische Hyperaktivität und Konzentrationsstörung bei vermehrter Bildschirmnutzung festgestellt. Eine Sprachentwicklungsstörung steigt mit der täglichen Nutzung von Bildschirmgeräten.

• Kinder verlernen sich selbst zu beschäftigen. Bauen Unruhe und Ablenkbarkeit auf.

• Sein persönliches Fazit lautet:

  • Bis zur 4. Klasse brauchen Kinder kein Smartphone, hier reicht auch ein altes Handy ohne Internetzugang. Cyber-Mobbing geschieht bereits in der Grundschule. Wenn Geheimnisse von Freunden in Chats verbreitet werden kommt das digitaler Kriegsführung gleich. Kinder in diesem Alter sind damit eindeutig überfordert.
  • Anfang 6. Klasse kann ein (altes) Smartphone von den Eltern übernommen werden. Auch wenn Whatsapp erst ab 16 Jahren erlaubt ist, wird es in diesem Alter nicht mehr ohne gehen.
  • Als nächstes kann ein gebrauchtes Handy gekauft werden. Eine Flatrate ist unnötig.
  • Wenn ein tolles, neues Handy gekauft wird gehört es den Eltern, die es dem Kind leihen und auch wieder einfordern können, wenn es nötig ist.
  • Jugendliche haben Zeit und sind höchstmotiviert, sich die digitalen Welten eigenständig anzueignen. Deshalb kennen sie sich teilweise gut, teilweise auch nicht so gut mit den Apps aus. Lassen Sie sich von den Kindern zeigen, was ihnen am Bildschirm Spass macht. 

• Es gibt alternative und sicherere Messengerdienste, z. B. Threema, Signal und SIMSme, als der Marktführer Whatsapp. Die Server dieser alternativen Dienste stehen in Europa. Daher sind diese verpflichtet zu sagen, welche Daten sie von uns haben und ggf. verpflichtet zu löschen.

• Abschließend empfahl er noch einige Internetseiten, wie www.saferinternet.at, das hilft die richtigen Privatsphäreneinstellungen für verschiedene Dienste, wie instagram, TikTok, usw. zu wählen. Die Seite www.loveline.de unterstützt in der Aufklärung, genauso wie www.sexwecan.at, die ebenfalls eine Broschüre zum Download bereit hält. Übernehmen Sie die Aufklärung, überlassen Sie Ihre Kinder nicht sich selbst oder dubiosen Internetseiten. Unter www.klicksafe.de finden Sie ein Quiz zum Internet und eine Vorlage für einen Mediennutzungsvertrag zwischen Eltern und Kinder. Unter www.handysektor.de findet man gute Erklärvideos zur sicheren App-Nutzung und Vermeidung von Cybermobbing. Auf www.klicksalat.de stehen ein Erziehungsleitfaden für Eltern und eine Liste von YouTube-Kanälen bereit, die Schülern unterrichtliche Lerneinheiten näher bringen.

• Wenn Kinder im Internet Fehler machen und andere Personen verletzen, dann handhaben Sie es bitte wie im realen Leben: Entschuldigen Sie sich und Ihr Kind bei dem betroffenen jungen Menschen und dessen Eltern. Es sollte dabei übrigens unerheblich sein, wer angefangen hat.

Wir danken Herrn Kabierske für den abwechslungsreichen und unterhaltsamen Tag. Durch seine lockere Vortragsweise konnten wir sein umfangreiches Wissen verstehen und einiges lernen.