null Wild im Wald - St. Rupert Tagesstättenverlängerung im Nationalpark Bayerischer Wald

Wir gingen raus in den Wald, weil wir achtsam leben wollten, intensiv leben wollten. Wir wollten das Mark des Lebens in uns aufsaugen und all das außen vor lassen, das nicht lebendig und lebhaft war.

Wir gingen ins Wildniscamp, weil wir die Natur und uns selbst ungestört wahrnehmen wollten; ließen Handys, Fernseher und Play Station zu Hause. Wir gingen ins Wildniscamp weil wir den Tieren, Pflanzen und Elementen nahe kommen wollten, uns als Teil der Natur erfahren wollten; interessierten uns weder für Follower noch für Likes.

Statt mit Handys zu spielen erzählten wir uns Geschichten im Kreis, beim Essen, am Feuer oder beim Spazierengehen. Wir guckten nicht in den Fernseher, sondern in die Ferne und sahen die Vögel, Wolken, den Vollmond und die Sterne – ganz real. Spiele spielten wir auf der Wiese, im Bach oder im Wald an diesem wunderbaren Ort, den wir besuchen durften: das Wildniscamp am Falkenstein im Nationalpark Bayrischer Wald.

Als wir mit den Bussen den Weg hinunter zum Haupthaus des Camps fuhren, sahen wir erst einmal grün und davon sehr, sehr viel. Auf der riesigen Lichtung, zwischen blühenden Wiesenblumen und langstehendem Gras, standen einige der Themenhütten und die Länderhütten des Camps.

Schon beim Aussteigen waren wir uns einig: das ist ein unglaublich schöner Ort.

Begrüßt, betreut und geleitet wurden wir von Lisa, einer Wildnispädagogin, die der Verein Waldzeit e.V. uns geschickt hatte. Lisa gab es meist im Doppelpack mit ihrer Hündin Lilly, die am allerschnellsten in die Herzen der Kinder vordrang. Mit unserer Gruppe aus zehn Jugendlichen der Tagestätte St. Rupert und der Tagestätte Arche Eggenfelden begaben wir uns auf Entdeckungstour und besichtigten die Hütten die zur Übernachtung vorhanden waren: Wiesenbett, Erdhöhle, Baumhaus, Wasserhaus, Lichtstern und Waldhaus.

Allesamt waren wir begeistert von der schönen Bauart und der Lage der Hütten, in denen weder Strom noch fließend Wasser vorhanden waren.

Nachdem wir unsere Hütten ausgewählt hatten, trafen wir uns im Haupthaus, wo wir die Regeln für das Leben im Wald hörten, aber auch wunderbar versorgt wurden mit leckerem Essen aus regionalem und biologischen Anbau. Auch Duschen und Toiletten gab es im Haupthaus. Wem der Weg zwischendrin zu weit war, der konnte noch die Kompostklos, die im Wald aufgestellt waren benutzen.

Gut eingerichtet in unseren Hütten begann die Zeit im Wald. Bei einigen wildnispädagogischen Spielen, die Lisa anleitete, konnte man ganz in Ruhe und mit viel Freude Wald und Wiese erkunden und wahrnehmen.

In freien Zeiten fanden sich viele die auf der großen Lichtung begeistert Fußball spielten oder solche die Erkundungsgänge durchs Camp machten. Abends genossen wir einmal ein Lagerfeuer und einmal eine Waldwanderung in der Dunkelheit, völlig ohne Taschenlampe und ganz ganz leise. Das war sehr aufregend, aber wir merkten wie gut man im Dunkeln sieht, lauschten in die Stille und sahen Glühwürmchen. Die dunkle Nacht verlor ihren bedrohlichen Charakter.

Außerdem wanderten wir mit der ganzen Gruppe durch den Wald, über Steine und durch sumpfige Stellen zum Freiwildgehege am Falkenstein. Das Glück war uns hold, so dass wir tatsächlich die dort lebenden Wölfe zu Gesicht bekamen! Ein absolutes Highlight! Auch die Ur-Rinder zeigten sich uns, Pferde und Luchse hielten sich versteckt. Trotz rund gelaufenen Füßen und müden Beinen wanderte ein Teil zur Fuß ins Camp zurück.

Am Abreisetag waren wir uns ziemlich einig: wir wären so gerne noch länger geblieben und möchten gerne wieder kommen! Was viele mitnehmen durften war das Gefühl ein Teil der Natur zu sein. Aus der Entfremdung heraus zu kommen, bei sich und in seiner Umwelt ganz da zu sein und wie schön das ist.

Danke an unsere Waldkennerin Lisa und an Hündin Lilly.

Danke an die Personen die dies mit ihrer Unterstützung und ihrem Einsatz überhaupt erst möglich machten: Sarah Bauer, Michael Friebe und Matthias Weinert!

Julia Wegler